Torfabbau in Edewecht
Im Zuge der Überarbeitung des Landesraumordnungsprogrammes fordert die Gemeinde mehr Mitspracherecht bei der Nutzung der Moorflächen.
dazu möchen wir die folgende Stellungnahme abgeben.
Torfabbau: Gemeinde will mehr Einfluss
Die letzten Hochmoore sind begehrt. Das wird am Beispiel Kleefeld und benachbarten Bereichen sehr deutlich. Aber die verschiedenen Nutzungsinteressen von Landwirtschaft, Siedlungsbau, Torfindustrie und Naturschutz schließen sich in den meisten Fällen gegenseitig aus. Es ist dingend notwendig ein Gesamtkonzept zu entwickeln, um die schon begonnene flickenteppichartige Entwicklung der letzten Jahre zu beenden.
Weil die großen Moore wie Esterweger Dose und das Vehnemoor fast vollständig abgetorft sind, richtet sich das Augenmerk der Torfindustrie auf jene landwirtschaftlich genutzten Flächen, unter denen noch ausreichend Torf vorhanden ist. Das Land Niedersachsen weist seinerseits Gebiete aus, in denen der Torfabbau Vorrang hat. Allerdings darf der Torfabbau nicht bis zum mineralischen Untergrund erfolgen, denn mindestens 50 cm gewachsener Schwarztorf müssen stehenbleiben. Als Folgenutzung nach Torfabbau ist überwiegend Naturschutz vorgesehen.
Die verschiedenen Nutzungsansprüche stehen sich in den Vorranggebieten für Torfabbau mit einigem Konfliktpotential gegenüber. In der Landwirtschaft wird die nutzbare Fläche knapp. Torfabbau mit anschließender Nutzungseinschränkung durch Naturschutz ist unerwünscht. Vielerorts wird tiefumgebrochen oder gekuhlt, um die Standortverhältnisse auch für Maisanbau einzustellen. Danach sind die Flächen für Torfwirtschaft und Naturschutz wertlos.
Für die Erschließung neuer Baugebiete ist die Abtorfung eine sinnvolle Vorleistung, allerdings steht die Folgenutzung Naturschutz der expansiven Siedlungsentwicklung entgegen.
Die Bedeutung des Hochmoorgrünlandes für Wiesenvögel ist durch die Intensivierung der Bewirtschaftung gefährdet. Für den Naturschutz und die Wiederbelebung der Hochmoore sind zusammenhängende Flächen mit möglichst großer Torfauflage wichtig. Nur so kann eine Wiedervernässung gelingen und es werden sich die ursprünglichen Hochmoorbewohner einfinden. Gelungene Renaturierungen können wir direkt vor der Haustür bewundern: Im Vehnemoor wachsen auf abgetorften und dann vernässten Flächen wieder Wollgras, Torfmoos und Sonnentau.
Für eine schützenswerte, kleinteilig bewirtschaftete Kulturlandschaft ist bei der derzeit vorherrschenden Landwirtschaft kein Platz. Die Landschaft entwickelt sich großräumig in eine Agrarsteppe mit Grasacker und Maisanbau. Im Landschaftsbild sind Wiedervernässungsflächen in jedem Fall ein Gewinn. Es ist in erster Linie wichtig, den Tiefumbruch der landwirtschaftlichen Flächen zu verhindern. Gerade hierdurch wurde das Landschaftsbild in den letzten Jahren nachhaltig entwertet.
Intensive Landwirtschaft und Torfwirtschaft sind beide negativ für die Moore. Das in den Hochmooren gespeicherte CO² wird durch Abtorfung und landwirtschaftliche Nutzung freigesetzt. Die Landwirtschaft bringt langfristig die größeren Belastungen mit sich. Naturschutz mit Hochmoorregeneration wird erst durch die Abtorfung eine Chance haben, denn erst dadurch ist als Folgenutzung Naturschutz festgelegt.
Im vergangenen Jahr haben die Gemeinden Bad Zwischenahn, Edewecht und die Stadt Westerstede als „Mittleres Ammerland“ ein „Integriertes Ländliches Entwicklungskonzept“ durchgeführt (die NWZ berichtete). Im ILEK-Arbeitskreis Kulturlandschaft ging es genau um diese Konflikte am Beispiel Kleefeld. Da wurde die Gemeinde Edewecht beauftragt, einen Runden Tisch einzuberufen, um einen Kompromiss für alle Interessenten zu finden.
Unsere Hochmoore mögen wie ein Erbe anmuten, das es gilt möglichst schnell in klingende Münze zu wandeln. So zumindest wurde lange mit ihnen umgegangen. Dieses Erbe ist aber eher eine Verpflichtung für unsere Generation, die letzten Reste des Hochmoores nicht zu zerstören, sondern zu schützen und zu entwickeln. Es liegt in unserer Verantwortung, welche Grundlagen wir der Nachwelt hinterlassen.