An einem Sonntag im April ins Vehnemoor
20 Menschen von acht bis 80 hatten sich aufgemacht, um mehr über das Vehnemoor zu erfahren.
Im 1.700 ha großen Naturschutzgebiet gibt es ein Nebeneinander von Abtorfung und Flächen, die schon renaturiert werden. Innerhalb der nächsten 10 Jahre ist der Abbau komplett beendet. Viele Bereiche haben danach die Voraussetzungen, sich zu neuem Hochmoor zu entwickeln. Auf etwa 700 ha hat der Landbesitzer entgegen allen Regeln des Naturschutzrechtes eine Beweidungsnutzung erkämpft, hier wird Hochmoor leider keine Chance haben.
Im Zentrum der Exkursion standen Flächen, die vor etwa 10 Jahren wiedervernässt wurden. Das Gelände ist durch Dämme gepoldert, um trotz unterschiedlicher Geländehöhe das Regenwasser zu halten, damit der Resttorfkörper mit Wasser gesättigt ist. Zu Beginn der Renaturierung entstehen so offene Wasserflächen, die von den Rändern her von Torfmoosen und Wollgras besiedelt werden.
Der Biologe Hergen Erhardt greift eine unscheinbare kleine Pflanze aus dem Wasser und erklärt die Besonderheit des Torfmooses.
Torfmoose (Sphagnum spec.) sind die Grundlagen der Hochmoore. Sie besitzen keine Wurzeln und lagern wie ein Schwamm das bis zu 25fache ihres Volumens an Wasser ein. Ihre Spitzen wachsen unbegrenzt in die Höhe, wobei die unteren, älteren Teile aus Licht- und Luftmangel absterben und unter Sauerstoffabschluss nicht vollständig zersetzt werden. So wächst der Torfkörper sehr langsam in die Höhe.
Für die extremen Lebensbedingungen im Hochmoor sind Torfmoose maßgeblich verantwortlich, weil sie viel Wasser speichern und zudem den Säuregehalt des Moorwassers ansteigen lassen. Das vertragen nur wenige andere Pflanzen.
Bis die gesamte Wasserfläche zugewachsen ist und alle typischen Hochmoorpflanzen eingewandert sind, wird viel Zeit vergehen. Ein Millimeter pro Jahr wächst ein lebendes Hochmoor. Bei diesen Dimensionen wird klar, welch zerstörerische Wirkung der Torfabbau hat. Fünf Meter Torfabbau in die Tiefe bedeutet die Zerstörung von 5000 Jahren Moorwachstum. Gleichzeitig wird das, in diesen 5000 Jahren eingelagerte CO2 freigesetzt. Die CO2 Emissionen aus den nicht mehr lebenden Mooren in Niedersachsen, entspricht ungefähr der CO2-Emmission des Autoverkehrs in Niedersachsen. Daran wird deutlich, wie wichtig der Moorschutz ist. Auch deshalb müssen wir jetzt die Voraussetzungen schaffen, dass das Vehnemoor sich wieder zu einem wachsenden Hochmoor entwickeln kann.
Auch die Ornithologisch interessierten sind nicht zu kurz gekommen. Wir konnten den Großen Brachvogel ebenso beobachten wie den Kiebitz. Zahlreich waren Gänse und Lachmöven. Den krönenden Abschluss bildete der Überflug eines Trupps Kraniche.